Ein Zauberer zieht sein Publikum vor allem dann in seinen Bann, wenn er keinerlei technische Hilfsmittel einzusetzen scheint. Das „pure Können“ macht auch beim traditionellen Scherenschnitt das Zuschauen zu einem Erlebnis – besonders, wenn dabei im Handumdrehen treffende Portraits entstehen.

Alle Silhouetten werden ohne Vorzeichnen oder Korrektur direkt aus freier Hand geschnitten. Die vielen schnellen Drehungen eines Blättchens Papier und das langsame Schließen der Schere sind auch heute noch jedesmal eine Mutprobe für mich. Das „Modell“ blättert dabei entspannt in einem Janosch-Buch, in höchstens 5 Minuten ist die Silhouette fertig (das funktioniert auch bei kleinen Kindern, wenn ihnen solange vorgelesen wird).

Ich mache keine Karikaturen und unterlasse jede Spekulation auf Charaktereigenschaften (erstaunlich ist, dass gerade bei einer strengen Beschränkung auf das Formale die größte Individualität zustande kommt). Da ich aus einem Doppelblatt schneide, entstehen gleich zwei Exemplare – eins zum Behalten und eins zum Verschenken. Bei Abendgesellschaften eine Überraschung, die Stimmung bringt, ohne die Gespräche der Gäste durch eine lautstarke Darbietung zu unterbrechen.

Für den Aufbau bringe ich alles mit - benötige auch keinen Tisch oder Stuhl. Dezente, sorgfältig entworfenen Strahler beleuchten den Lesestoff (und damit indirekt das Modell) sowie das Blatt, aus dem ich schneide. Ganz ohne Steckdose, also auch im Freien. Dazu das vielleicht wertvollste Utensil: ein Fünkchen Verzauberung.